Vorwort von Henning Arendt
Der ehemalige IBM-Manager Dipl.-Ing. Henning Arendt beschäftigt sich als Inhaber der @bc
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Arendt Business
Consulting und Projektleiter von BioTrusT intensiv mit der Biometrie sowie deren Eignung für die neuen Reisepässe.
Deutschland führt zum 1. November als einer der ersten Staaten den elektronisch lesbaren Pass ein, bei dem das
Gesichtsbild und die Pass-Referenzdaten auf einem im Pass integrierten Chip abgespeichert sind. Die Daten lassen sich
daraus nur mit einem für die Behörden verfügbaren Sicherungsverfahren auslesen, wenn der Pass auf ein spezielles Lesegerät gelegt
wird.
Man stelle sich die gewaltige Herausforderung vor: ein ausgegebener ePass soll innerhalb seiner Gültigkeitsdauer von üblicherweise 10
Jahren in 189 Ländern (Anzahl der ICAO-Mitgliedsstaaten) biometrische Identifikation ermöglichen.
Seit Jahren wirke ich aktiv in nationalen und internationalen Projekten mit, bei denen es um die zuverlässige, aber auch für den
Benutzer komfortable Identifizierung durch biometrische Verfahren geht. Seit 1999 nutzt auch meine Familie biometrische Verfahren
im täglichen Gebrauch: als Zutrittssicherung zu unserem Haus und als Zugang zu Informationen. Ich leitete seit 1999 das mehrjährige
Projekt BioTrusT (gefördert durch das Bundeswirtschaftsministerium, die Sparkassenorganisation und TeleTrusT), bei dem wir alle
wesentlichen biometrischen Verfahren auf die breite Nutzungsmöglichkeit im Banken-Umfeld untersucht haben.
Im Rahmen von BioTrusT entstanden die inzwischen international verbreiteten Empfehlungen des Daten- und Verbraucherschutzes für
den Einsatz der Biometrie. Dazu gehört die Kontrolle der biometrischen Daten durch den Benutzer, wie sie jetzt auch im ePass durch
deutsche Initiative realisiert wurde. Jeder hat seine biometrischen Daten im Pass, nicht in einem zentralen Datenspeicher.
Durch deutsche Initiative wurde auch die Verschlüsselung der elektronisch im Pass gespeicherten Referenzdaten international
akzeptiert und in dieser ersten Stufe implementiert. Die erste Stufe, bei der lediglich das Bild zusätzlich elektronisch auslesbar im
ePass verfügbar ist, ist sicherlich weniger kritisch, da ein Foto ja auch bisher schon in jedem Ausweisdokument für jeden erkennbar
vorhanden ist.
Mit dem eingesetzten Verschlüsselungsverfahren soll verhindert werden, daß Unbefugte dieses elektronisch gespeicherte Bild, das dem
Foto entspricht, auslesen können. Die nächste Stufe, in der Fingerabdruckdaten elektronisch gespeichert werden, erfordert weitaus
höhere Hürden, um diese für einen Menschen einzigartigen Referenzdaten zu schützen. Anders als bei dem Gesichtsbild, sind die
Fingerprint-Referenzdaten bisher nicht erfaßt worden.
Der Schutzwürdigkeit dieser persönlichen Daten sollte allen, die Verantwortung für den ePass tragen, bewußt sein. Der
volkswirtschaftliche Schaden wäre enorm, wenn Unbefugte an die Referenzdaten von bestimmten Personen kämen und sich so die
biometrische Identität von Bürgern beschaffen könnten. Das gilt besonders natürlich auch für die unzähligen Zutritts- und
Zugangssysteme in Firmen und Behörden mit Fingerbild-Erkennungssystemen, die genutzt oder geplant werden. Historisch hat es sich
gezeigt, daß nur die kritische Auseinandersetzung dazu führt, bessere Systeme zu entwickeln. Damit hat sich die deutsche Industrie
bisher hervorragend international positionieren können.
Deswegen empfehle ich dieses Buch allen, die sich als mündige Bürger informieren wollen, besonders aber den Verantwortlichen für
die nächsten Stufen des ePasses. Vielleicht kann es dazu beitragen, deutsche Sicherheitstechnologien und speziell biometrische
Lösungen besser international durchzusetzen.
Daher freut es mich, daß Ihnen die jungen und kompetenten Autoren dieses Buchs schon wenige Wochen vor Einführung des ePasses
einen solchen tiefen, aber auch kritischen Einblick in die Details ermöglichen. Ich würde mich freuen, wenn die kritische
Auseinandersetzung zu besseren biometrischen Systemlösungen führen würden, die weltweit eingesetzt werden und den Bürgern
komfortables Reisen ermöglichen: ein weiterer wichtiger Beitrag des Biometrie-Standorts Deutschland.
Henning Arendt
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