Navigation bar
  Home Start Previous page
 42 of 53 
Next page End 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 Dieses Buch jetzt kaufen...

in einem automatisierten Überwachungsszenario [als] ausreichend“ betrachteten, darüber hinaus aber als „nicht akzeptabel“
bezeichneten [BIOFACE 2003 S.10]. 
Begründet wird die schnelle Einführung mit der erhöhten Dringlichkeit und den Vorgaben aus den USA sowie einem wirtschaftlichen
Vorteil (vgl. Kapitel 3.3). Laut EU-Beschluss sind die Reisepässe aber erst zu Mitte 2006 mit dem Gesichtsbild in elektronischer Form
zu versehen. Genug Zeit also, die Einführung sorgfältiger zu planen und Bedenken in der Bevölkerung zu zerstreuen. Das
wirtschaftliche Argument mag zutreffen – sofern der ePass einwandfrei funktioniert. Sollte das Gegenteil der Fall sein, ist eher mit
einem Schaden für die Wirtschaft zu rechnen (vgl. Kapitel 3.3). Darüber hinaus ist Deutschland nicht das einzige Land,
welches sich
als Vorreiter in Sachen ePass sieht [BMI 2005c]. Österreich betrachtet sich als „Musterschüler“, da das Kompetenzzentrum des
deutschen Infineon Konzerns in Graz liegt und die RFID-Technik der holländischen Philips AG im österreichischen Gratkorn
entwickelt wird [DP 2005]. Die Bundesdruckerei hätte sicherlich nicht wesentlich weniger von der Einführung des ePasses profitiert,
wenn dieser den EU-Vorgaben entsprechend ein wenig später eingeführt würde. So lässt sich die Einführung des ePasses insgesamt mit
wirtschaftlichen Vorteilen begründen. Eine Einführung zum 1. November 2005 aber eher nicht. Die Vorgaben aus den USA können
ebenfalls nur bedingt als Argument gelten. Abgesehen davon, dass die USA einen biometrischen Reisepass mittlerweile erst zu
Oktober 2006 vorschreiben [BioPII 2005 S.7], hätte man den Weg der Schweiz gehen können. Die Schweiz stellt es ihren Bürgern
vorerst frei, ob sie einen herkömmlichen oder einen biometrischen Reisepass beantragen [BORCHERS 2005b]. So können Personen,
die in die USA reisen, einen ePass beantragen. Andere Personen hingegen bleiben vorerst bei ihrem nicht-biometrischen Reisepass.
Eine hohe Dringlichkeit bezüglich höherer Sicherheitsanforderungen bei Reisepässen kann ebenfalls nicht als Argument für die
schnelle Einführung gelten. Eine Aufrüstung der Grenzkontrollstellen mit den notwenigen Lesegeräten beginnt erst Anfang 2006 und
wird 2008 abgeschlossen sein [BSI 2005a]. Die bisherigen Reisepässe behalten ihre Gültigkeit, so dass die letzten nicht-biometrischen
Reisepässe erst im Jahr 2015 ihre Gültigkeit verlieren. Es wird also noch einige Jahre dauern, bis die zusätzliche Sicherheit der ePässe
greift.
5.6.4 Informationspolitik
Die offiziellen Informationsseiten zum ePass [BMI 2005a-e] [BSI 2005a-c] [BUND 2005] vermitteln den Eindruck, es handele sich um
eine ausgereifte und risikofreie Technologie. So spricht beispielsweise das Bundesministerium des Innern von „technisch perfekten
Lösungen“ die „ausreichend getestet“ seien [CCC 2005]. 
Zur gleichen Zeit ergibt eine Studie des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, „dass der Einfluss von
Alterungseffekten auf die Erkennungsleistung Biometrischer Systeme bisher noch nicht ausreichend untersucht ist“ und „vor dem
Echtbetrieb in einer konkreten Anwendung eine gründliche Untersuchung der Funktionstüchtigkeit, der Erkennungsleistung und der
Überwindungssicherheit sinnvoll und notwendig“ erscheint.
Auf einer Informationsseite zum ePass suggeriert das BSI, ein Lesen der Daten des ePasses sei – wenn überhaupt –
nur bis zu einer
Entfernung von höchstens 15cm möglich:
Ein aktives Auslesen über diese Entfernung
[10cm] hinaus ist beim für den
Reisepass verwendeten RF-Chip durch das Erhöhen der vom Lesegerät
verwendeten Feldstärke maximal noch bis ca. 15 cm möglich. Darüber hinausgehende Lesereichweiten sind aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten
nicht realistisch.
[BSI 2005a]
Unerwähnt bleibt die von Mitarbeitern des BSI durchgeführte Studie [FK 2004], die zeigt, dass das passive Mitlesen einer
Kommunikation bis zu einem Abstand von 2 Metern „ohne weiteres“ möglich ist.
5.6.5 Politische Herausforderungen
Auf politischer Ebene ergeben sich neue Herausforderungen. So muss jedes Land mit ihrer PKI regeln, welche anderen Länder Zugriff
auf die optionalen biometrischen Merkmale wie den Fingerabdruck erhalten. Solange es sich nicht um eindeutige ,Schurkenstaaten’
handelt, wird es der Politik wohl schwer fallen, einem bestimmten Land den Zugriff zu verweigern, wenn es keine politischen
Spannungen wünscht.
Hinweis: Alle Rechte vorbehalten. Eine Verfielfältigung oder Verbreitung dieser Seite oder Teile derselben in elektronischer oder anderer Form ist nicht gestattet. Diese HTML-Version des Buches 'ePass - der neue biometrische Reisepass' ist nicht zum Referenzieren geeignet. Das Buch sowie die PDF Version unterscheiden sich von dieser HTML-Version in Layout und Seitenzahlenangaben. Aufgrund von Konvertierungsschwierigkeiten des Originaldokumentes zu HTML, können auf dieser Seite Datstellungsprobleme auftreten, die in dem Buch und der PDF-Version nicht vorhanden sind.