4.3.4 Fingerabdruckerkennung
Ab März 2007 sollen zwei Fingerabdrücke in den ePass aufgenommen werden (vgl. Kapitel 3). Der Prozess der Fingerabdruckanalyse
wird in der BSI-Studie BioFinger in sechs Stufen unterteilt [BIOFINGER 2004]. Als erstes muss ein Abbild des Fingerabdrucks
erstellt werden. Dies kann mit Hilfe eines Abdrucks z.B. auf Papier oder mit Hilfe eines Sensors erfolgen. Es existieren unter anderem
kapazitiv, optisch und thermisch arbeitende Sensoren, welche verschiedene Vor- und Nachteile haben [BROMBA 2005b].
Nachdem das Bild des Fingerabdrucks digital vorliegt, wird zunächst mit Hilfe verschiedener bildverarbeitender Algorithmen die
Bildqualität verbessert. Anschließend erfolgt die Bildaufarbeitung. In der Musterklassifizierung werden verschiedene Grobmerkmale
wie Wirbel, Schleife oder Tanne identifiziert.
Tanne
Schleife
Wirbel
Abbildungen 4.3.4a/b/c, Quelle: [WATSON 2005]
In der Phase der Merkmalsextraktion werden die Fingerabdruck-Feinmerkmale, die so genannten Minuzien, lokalisiert. Diese ergeben
sich aus dem Vorhandensein von Verzweigungen und Endungen. Die relative Position der Minuzien zueinander macht Fingerabdrücke
für die Algorithmen einmalig und vergleichbar. Der Quantitative Faktor gibt die Anzahl gefundener Minuzien an. In der
abschließenden Verifikationsphase wird der Grad der Übereinstimmung bestimmt und je nach benutztem Schwellwert der
Fingerabdruck als identisch oder nicht identisch klassifiziert.
Sowohl in
[UKPS 2005 S. 221] als auch [BIOPII 2005 S.12] konnten die Fingerabdrücke von knapp 1% der Teilnehmer nicht
erfolgreich enrolt werden. Die Erkennungsleistung wird in [BIOPII 2005] als sehr gut angegeben mit einer FRR von 1% bis 7% bei
einer FAR von 0,1%. Auch eine etwas ältere Studie aus dem Jahr 2004 gelangte zu dem Ergebnis, dass die FRR um 2% liege bei einer
FAR von 0,1% [BIOFINGER 2004 S.3]. Hingegen kommt [UKPS 2005] zu dem Ergebnis, dass die FRR rund 20% beträgt, leider ohne
Angabe der FAR. Einig sind sich die beiden Studien, dass die Erkennungsleistung vom Alter der Personen abhängt [UKPS 2005 S.
249] & [BIOPII 2005 S.127]. So ist bei jungen Menschen eine geringere FRR zu erwarten, bei älteren Personen eine höhere. Auch der
Alterungsprozess des Merkmals selbst scheint hoch zu sein. So soll sich die FRR bei dem Vergleich mit einem vor 10 Jahren
aufgenommenen Fingerabdruck verdoppeln [BIOFINGER 2004 S.3]. Die Erkennungsleistung ist ebenfalls vom Geschlecht abhängig.
Männer erzielen aufgrund ihrer größeren Hände bessere Ergebnisse [UKPS 2005 S. 251] & [NIST 2002 S.7]. Ob die
Erkennungsleistung von der ethnischen Herkunft beeinflusst wird kann nicht klar gesagt werden. [UKPS 2005 S. 247] hält es für
möglich.
4.3.5 Iriserkennung
Die Aufnahme der Irisdaten in den Reisepass ist derzeit nicht geplant. Die Eigenschaften werden an dieser Stelle dennoch betrachtet,
da eine spätere Aufnahme als wahrscheinlich angenommen werden kann (vgl. Kapitel 4.3.2).
Die Irisstruktur eignet sich als biometrisches Merkmal, weil sie wie der Fingerabdruck radotypisch ist, also in der embryonalen Phase
auf der Basis von Zufallsprozessen entwickelt und daher auch bei Zwillingen unterschiedlich ausgeprägt ist. Ein weiterer Vorteil
besteht in der Komplexität der Strukturen. So lassen sich ca. 250 eindeutige Merkmale bei einem Irisscan identifizieren, was dazu
führt, dass die theoretische Wahrscheinlichkeit von zwei unterschiedlichen Personen das gleiche Iris-Template zu errechnen, bei
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liegt [GES 2005]. Beim Fingerabdruck sind demgegenüber je nach Qualität des Bildes und der Ausprägung nur ca. 50 Merkmale
identifizierbar [WDR
2005]. Als weiterer Vorteil für die Iriserkennung gegenüber der Fingerabdruckerkennung wird auch die
Möglichkeit des kontaktlosen Erfassens aufgeführt, welches aus hygienischen Gründen wünschenswert ist.
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